Lake Louise

Ich hasse Menschen.


Damit meine ich jetzt nicht einzelne, die können mitunter ja sogar ganz nett sein. Vielmehr meine ich Menschenmassen. Und wenn ihr mal drüber nachdenkt könnt ihr eigentlich auch nur zu dem Schluss kommen, dass es euch genau so geht. Im Allgemeinen können Menschen nichts anderes als im Weg rumstehen, einem auf den Sack gehen.

Jetzt aber erstmal zur Ursache meiner kleinen Hasstirade. Heute sind wir mal wieder nach Lake Louise gefahren um die Wanderung zu unternehmen, die uns die Dame im Visitor Center in Banff empfohlen hatte. Sie hatte uns auch empfohlen relativ früh da zu sein. Das hätte uns bereits eine Warnung sein müssen. Als wir am späten Vormittag am Lake Louise ankamen fanden wir dann auch das nackte Grauen vor: Einen ganzen Parkplatz voller Autos und Reisebusse voller Pauschaltouristen.

Von sowas lassen wir uns aber natürlich nicht abschrecken und haben erstmal unsere Wanderstiefel angeschnallt. Gewöhnlicherweise wird es auf den Wanderwegen dramatisch leerer sobald auch nur drei Höhenmeter zu überwinden sind. Irgendwie waren an dem Tag aber wohl viele besonders leidensfähige Pauschaltouristen unterwegs. Die ersten zwei Kilometer des Weges führten auch noch am Ufer des Sees entlang, aber selbst, als es dann an den Anstieg in Richtung Gletscher ging wurde es kaum leerer.

Interessant war allerdings, dass man auf dem Trail alle Arten von Leuten gesehen hat. Vom beflipflopten Amerikaner über halbwegs ambitionierte Hiker (so unsere Kategorie) und Leute, die sich irgendwie total haben verarschen lassen. Wieso verarschen? Weil man denen alles angedreht hat, was vermeintliche SIcherheit gegen Bären bietet, wobei der Begriff Sicherheit hier eigentlich auch Quatsch ist.

Einschub: Bärenglöckchen… Bindet man sich an den Rucksack oder den Wanderstock um Bären auf seine Ankunft hinzuweisen und so böse Überraschungen zu vermeiden. Bringen tun die Dinger nix, weil sie:

a) viel zu leise sind
b) die Bären sich mittlerweile an das scheiß geklingel gewöhnt haben

Das einzige was einem die Dinger einbringen ist der Unmut der anderen Wanderer, weil einem das Gebimmel irgendwann einfach tierisch auf den Sack geht. Noch besser ist allerdings Bärspray. Das ist eine Art Pfefferspray, das man am Gürtel trägt und im äußersten Notfall benutzen kann. Ich habe mal einen Ranger im Glacier NP gefragt und er meinte, dass das höchstens sinnvoll sein, wenn man sich länger mitten in der Wildnis aufhält. Die meisten Leute, die sich sowas andrehen lassen, verlassen aber kaum einmal in ihrem ganzen Urlaub einen geteerten Pfad.

Zurück zu unserer Wanderung: Es war also ziemlich voll auf dem Pfad, sodass man die Natur nicht so wirklich genießen konnte. Der Blick zurück über den Gletscher auf den See mit dem Chateau war jedoch sehr nett. Oben angekommen erwartete einen dann auch eine bewirtschaftete Hütte, in der man Essen und Getränke bekommen konnte. Wir haben uns dort auf einer Bank in der Sonne kurz ausgeruht und sind dann weiter zu einem Aussichtspunkt gegangen, der aber von der Aussicht her kaum besser war und auch sehr bevölkert. Wir haben uns dann recht schnell entschieden wieder runterzugehen. Auf dem Weg zurück zum Parkplatz haben wir gesehen, dass in der Parkanlage des Grand Hotels auch gerade eine Hochzeit stattfand. Irgendwie ne ganz nette Kulisse zum Heiraten, aber irgendwie auch n bisschen kitschig , da fand ich dann den verlassenen Strand im Sonnenuntergang doch irgendwie cooler.

Wir hatten beschlossen, nach der Wanderung nach Calgary weiterzufahren, welches auch nur 100 Kilometer hinter Canmore liegt, sodass wir dem Wochenende im Jasper NP entkamen. Dort angekommen stellten wir fest, dass Calgary eine echt schöne Stadt ist. Aufgrund des vorhandenen Erdöls ist die Stadt relativ reich. Wir sind zum Hostel gefahren, um uns dort ein Zimmer zu nehmen aber es war bereits alles ausgebucht. Das Mädel von der Rezeption hat uns dann gezeigt wo die Motels sind und wir sind dorthin gefahren. Beim Erfragen der Preise stellte sich jedoch heraus, dass die alle mehr kosteten als wir bereit waren auszugeben. Wir haben uns dann einen Zeltplatz direkt vor der Stadt neben dem Gelände der damaligen olympischen Winterspiele gesucht und dort übernachtet. Von dort hatte man einen schönen Blick auf das nächtliche Lichtermeer der Vorstädte Calgary´s.

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