Montreal – Tag 3

Nachdem ich mich gestern schon den ganzen Tag darauf gefreut hatte, ging es heute endlich zum Coldplay Konzert. Vorher war aber noch eine Fahrradtour angesagt.

Wie auch schon am Vortag habe ich mal wieder das Frühstück im Hostel verschlafen und mir daher nüchtern ein Fahrrad ausgeliehen. Die Fahrräder waren nicht mehr nagelneu, aber ein Mountainbike machte noch den besten Eindruck. Bei einer Probefahrt musste ich jedoch feststellen, dass die Hinterradbremse nicht funktioniert und auch eine kleine Acht im Vorderreifen war. Da es aber sonst ganz in Ordnung war, habe ich es genommen.

Ich habe mich also mit einem fast völlig intakten Fahrrad in den Montrealer Verkehr gestürzt, aber es war halb so schlimm. Die Radwege sind von der Straße getrennt und es herrscht nur ein kleines Verkehrschaos. Mein Ziel für die Fahrradtour war die Ile Notre Dame, auf der sich das Casino, der Formel 1 Kurs und die olympische Ruderstrecke befinden. Es gibt zwei Möglichkeiten, auf die Insel zu gelangen: Über mehrere kleine oder eine große Brücke. Ich entschied mich dafür, über die kleinen Brücken zu fahren. Zunächst fuhr ich jedoch zum Hafen. Auf dem Weg dorthin passierte ich die Altstadt Montreals, die wirklich schön ist. Am Hafen lagen einige (teilweise etwas übertriebene) Yachten und es wurden Whale Watching Touren angeboten, die den Sankt Lorenz Strom hochführen, an dem Montreal liegt. Als ich dann weiter zur Ile Notre Dame fahren wollte, konnte ich die kleinen Brücken nicht finden. Da die große Brücke kaum zu übersehen ist, bin ich in diese Richtung gefahren und wollte sie überqueren. Ich bin erstmal einige Zeit in der Gegend rumgefahren um überhaupt  die Auffahrt zur Brücke zu finden. Irgendwann hatte ich sie dann gefunden: Scheiße, falsche Straßenseite… Zwischen mir und dem Radweg eine sechsspurige Stadtautobahn. Also die Wahl: Ziemlicher Umweg oder Risiko. Da ich echt schon einige Meter gefahren war, blieb eigentlich nur Risiko… Kurzer Blick auf den Verkehr: Könnte klappen. Also los. Kennt eigentlich noch irgendwer das Computerspiel Frogger? Diese Straße zu überqueren war definitiv wie Frogger auf Level 99, aber ich hab´s überlebt. Als ich dann den Radweg gesehen habe, habe ich meine Entscheidung für die große Brücke auch gleich bereut. Die war echt mal verdammt hoch, aber oben wurde man dann auch mit einer guten Aussicht belohnt.

Nachdem ich die Brücke überquert hatte, kam ich auf eine kleine Insel, die sich vor der Ile Notre Dame befindet. Hier gab es eigentlich recht wenig, mal abgesehen von einem schönen Park und der Montreal Biosphere, einer kugelförmigen Gitterkonstruktion, die irgendein naturkundliches Museum beherrbergt. Über eine weitere kleine Brücke gelangt man dann auf die Ile Notre Dame und steht auch gleich vor dem Formel 1 Kurs “Circuit Gilles Villeneuve”. Die Rennstrecke ist für Fußgänger, Inlineskater, Fahrradfahrer und Autos geöffnet und auch ich bin ein Stück auf der Rennstrecke gefahren. Nach einem kurzen Stück bin ich dann abgebogen und habe mir die olympische Ruderstrecke angeschaut. Nicht so spektakulär. Eigentlich nur ein zwei Kilometer langes Wasserbecken. Also zurück auf die Rennstrecke und die Runde fortgesetzt. Die Strecke führt auch am Casino Montreals vorbei. Dieses ist immer geöffnet und gehört mit einer Fläche von ca. 48.900 Quadratmetern zu den zehn größten Casinos der Welt (Quelle: Wikipedia). Ein Stück weiter auf der Rennstrecke kommt man dann zur Boxengasse und zur Start-Ziel-Geraden. Was mich die ganze Zeit über gewundert hat war, dass überall Leute am werkeln waren und Tribünen errichtet haben, obwohl der Grand Prix bereits stattgefunden hat. Später erzählte mir jemand, dass das Osheaga-Festival auf dem Gelände der Rennstrecke stattfindet. Ich habe meine Runde auf der Rennstrecke dann noch fast vollendet und habe dann doch den Weg über die kleinen Brücken zurück in die Stadt gefunden. Hierbei kommt man am Habitat 67 vorbei, einem Wohnkomplex, der zur Weltausstellung 1967 in Motreal erbaut wurde. Als ich wieder in der Stadt anbgekommen war, befand ich mich auch noch am falschen Ende der Stadt und musste noch ein ganzes Stück zum Hostel fahren und war nach der Tour dann auch ziemlich fertig, aber beim Gedanken an das Coldplay Konzert auch gleich wieder topfit.

Nach der Fahrradtour war ich im Hostel um kurz zu duschen und mich umzuziehen. Zudem hatte ich mittlerweile doch ziemlich Hunger, da ich den ganzen Tag noch nichts gegessen hatte und ging daher in die Straße mit den ganzen Restaurants, wo ich auch schon mexikanisch essen war und aß zur Abwechslung mal wieder einen Burger mit Pommes. Meine Ernährung hier hört sich etwas einseitig an, aber ich habe tatsächlich dabei abgenommen. Wie viel kann ich zwar nicht sagen, aber meine Hosen sind mittlerweile zu weit.

Dann habe ich mich zum Konzert aufgemacht. Konzertbeginn sollte um 7 sein und mit der U-Bahn kam ich um 18:40 an der Halle an. Der Einlass lief total problemlos und es gab auch keine Schlange. Jeder Besucher bekam ein dickes Stoffbändchen mit einem kleinen Plastikkasten dran ausgehändigt und wurde gebeten, es sich um das Handgelenk zu machen. Ich dachte, dass das vielleicht etwas mit den Eintrittskarten zu tun hat, da es die Dinger in verschiedenen Farben gab, aber eigentlich waren die für was ganz anderes. Dazu aber später mehr.

Ich bin also reingegangen und habe meinen Platz gesucht. Auf dem Weg zu meinem Platz fielen mir bereits die Merchandising Stände mit den coolen Tour Shirts auf. Anfangs habe ich etwas gezögert, mich dann aber doch dazu hinreißen lassen, für geradezu lächerlich günstige 40 $ ein T-Shirt zu kaufen. Sollte sich im Nachhinein als richtige Wahl herausstellen.

Danach bin ich zu meinem Platz gegangen. im Vorfeld hatte ich bisschen Angst, dass man von dem Platz aus eventuell nicht gut sehen kann, da es ein Restplatz war, aber die Bühne war total offen und ich saß schräg davor und hatte eine gute Sicht. Um Punkt sieben ging dann auch das Licht aus und das Konzert begann, aber natürlich noch nicht mit Coldplay, sondern mit der ersten von zwei Vorbands. Die kannte ich aber nicht und die waren auch nicht so großartig. Danach kam jedoch Marina & the Diamonds und die konnte man sich echt wohl gut anhören. Beim letztn Lied bin ich dann rausgegangen und habe mir noch ein großes Bier für den Auftritt von Coldplay geholt. Hat auch nur läppische 15 $ gekostet, aber der Tag war ja budgettechnisch eh schon voll im Arsch…

Während einer kurzen Umbaupause wurden dann auch nochmal alle Gäste per Videoleinwänden, die überall von der Decke hingen, gebeten, ihre Bändchen um das Handgelenk zu machen. Es stand auch da, dass das Bändchen Teil der Show ist und automatisch anfängt zu leuchten.

So war es dann auch. Zur Titelmusik von “Zurück in die Zukunft” haben Coldplay die Bühne betreten. Dabei war das Licht aus und die Bändchen, in denen mehrere LED’s waren, haben angefangen zu leuchten. Unfassbar cool! Sowas hab ich echt noch nie gesehen. Zur Show kann man generell nur sagen: unfassbar, einfach unfassbar. Ich weiß, mit solchen Aussagen soll man vorsichtig sein, aber ich glaube das ist einfach nicht mehr zu toppen. Mega geile Lightshow, Konfetti, riesige Luftballons, ne Bühne mit einem langen Walk ins Publikum, fluoreszierende Bemalung auf der Bühne… Die haben echt alles aufgefahren, was man bieten kann und dabei wirkte es nicht eine Sekunde aufgesetzt. Die Jungs gehen einfach sowas von ab bei ihrer Show, das glaubt man kaum. Und dann erst die Musik… Bei einigen Liedern wie z.B. “Viva la Vida” ist wohl jedem klar, dass es live mega abgeht, aber mir war nie klar, dass einfach alle Lieder von Coldplay fürs live spielen gemacht sind. Es gibt immer Passagen, die von allen mitgesungen werden, so sind die Lieder bei Liveauftritten eher Hymnen. Es war einfach genial und definitiv jeden Cent wert. Ich kann nur jedem empfehlen, sich wenigstens ein mal Coldplay live anzugucken. Leider war das Fotografieren verboten, weswegen ich meine Kamer auch gar nicht erst mitgenommen habe. Wer sich also selbst mal einen Eindruck verschaffen möchte: Coldplay kommen bald auch nach Deutschland.

Nach dem Konzert habe ich noch einen Burger bei Harveys gegessen (ja, ich weiß…) und abgewartet, bis sich die Besuchermassen ein wenig verteilt hatte und bin dann mit der U-Bahn zum Hostel gefahren.

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