Montreal – Tag 2

Heute war ein wenig Sightseeing in Montreal angesagt, aber eigentlich gab es nur eine wichtige Sache zu erledigen.

Nein, ich meine nicht, den Spanier zu fragen, ob er gut geschlafen hat, sondern ein Konzertticket zu besorgen. Bereits gestern hatte ich gelesen, dass Coldplay mogen ein Konzert in Montreal spielen. Da ich ja bereits in Deutschland schon einmal Karten für Coldplay hatte, die allerdings nie angekommen sind (an dieser Stelle nochmal schöne  Grüße an MOP), wollte ich die Chance ergreifen, Coldplay endlich mal live zu sehen. Außerdem habe ich auch kein Must-See in Montreal gefunden, sodass ich auf der Suche nach dem Bell Centre, in dem das Konzert stattfinden sollte, erstmal ein bisschen planlos durch Montreal gelaufen bin und mir dabei die Stadt angesehen habe.

Mir ist aufgefallen, dass Montreal eigentlich echt ne schöne Stadt ist. Sie hat zwar keine überragende Skyline, aber doch viele schöne Ecken. Vor allem fällt anhand vieler Plakate auf, dass Montreal eine Stadt ist, in der viele Festivals und Events stattfinden. Auch bei meinem Stadtbummel konnte ich sehen, dass überall in der Stadt Bühnen für eine Comedyfestival aufgebaut wurden. Anfang August findet mit dem Osheagaa ein mehrtägiges Musikfestival mit einer einigermaßen guten Besetzung statt. Andererseits hat Montreal aber auch ein Obdachlosenproblem. Man sieht wirklich überall in der Stadt Obdachlose, die z.B. in U-Bahn-Stationen oder Parks schlafen und einen um Kleingeld anbetteln. In diesem Ausmaß habe ich das noch in keiner anderen Großstadt in Nordamerika gesehen.

Außerdem habe ich das erste Mal auf meiner Reise eine Fußgängerzone gesehen, in der es viele verschiedene Essensstände gab und man echt alles kriegen konnte. Auch an einer schönen Kirche bin ich vorbeigekommen. Ich bin dann einfach mal reingegangen und habe ein paar Fotos gemacht. Nichts wahnsinnig besonderes, aber doch eine schöne Kirche. Auf dem Weg zum Ticketschalter hatte ich dann das Glück, eine große Tourist Info zu finden. Hier hat mir ein echt netter Herr erstmal gesagt, wie ich zum Bell Centre komme und mir zusätzlich einige Fragen bzgl. des Fahrradfahrens in Montreal beantwortet. Ich hatte bereits gesehen, dass ich im Hostel für 15 $ pro Tag ein Fahrrad leihen konnte und mir war aufgefallen, dass im Gegensatz zu den amerikanischen Großstädten in Montreal ein einigermaßen gut ausgebautes Radwegenetz existiert und auch deutlich mehr Fahrräder unterwegs sind. Außerdem habe ich überall in der Stadt Stationen gesehen, an denen man sich Fahrräder ausleihen konnte und da stand was von 7 $ pro Tag. Der Herr bei  der Touristeninfo erklärte mir aber, dass das lediglich die Gebühr ist, um sich einen Tag bei diesem System anzumelden und man dann die Fahrräder für eine halbe Stunde umsonst ausleihen kann und danach kräftig zur Kasse gebeten wird. Das System ist eher für die Einwohner gedacht, die sich eine Jahreskarte für das System holen und dann mit den Rädern immer nur kurze Strecken von einer Station bis zur nächsten fahren und das Rad dann dort wieder abgeben. Da ich aber keine Lust hatte, jede halbe Stunde das Rad zu wechseln, entschied ich, mir woanders ein Fahrrad auszuleihen. Der Mann von der Touristeninfo empfahl mir eine Laden, bei dem das Leihen 25 $ pro Tag kostet, aber ich entschied, mir ein Fahhrad beim Hostel zu leihen.

Nach der Touristeninfo bin ich dann zum Ticketshop am Bell Centre gegangen, um mir eine Karte für Coldplay zu kaufen. Als ich die Dame am Ticketschalter fragte, ob sie noch ein Ticket habe, sagte sie, sie habe noch ein Ticket mit eingeschränkter Sicht auf die Bühne für 94 $. Der Platz sei allerdings direkt benachbart zum nächsten Block, in dem es sehr teure Plätze (als ob 94 $ nicht teuer ist) ohne eingeschränkte Sicht gab. Das machte mir Hoffnung, dass man auch von dem noch verfügbaren Platz einigermaßen gut sehen kann. Trotzdem sagte ich, dass ich erstmal darüber nachdenken würde und verließ den Ticketshop. Ich war kaum 50 Meter vom weit gegangen, als ich dachte, dass ich mich wahrscheinlich tierisch ärgern würde, wenn ich Coldplay verpassen würde oder ich später wiederkäme und die Karte bereits verkauft wäre, also bin ich zurückgegangen. Die Frau am Ticketschalten hat erstmal gegrinst und mich gefragt, ob ich es mir doch schon überlegt hätte. Ich habe dann die Karte gekauft und bin mit der U-Bahn zum Hostel zurückgefahren, um die Karte wegzubringen und was zu essen.

Auf meinem Programm für diesen Tag stand noch, auf den Mont Royal zu besteigen. Von diesem 233 Meter hohen Hausberg der Stadt hat man einen super Ausblick über das gesamte Stadtzentrum. Da so eine Gipfelbesteigung aber natürlich einiges an Kraft kostet, wollte ich mich zuerst mit einem vernünftigen Essen stärken. Nach dem ganzen Fast Food hatte ich mittlerweile echt mal wieder Lust auf was frisch gekochtes mit Gemüse. Ich entschied mich, einen Taco oder Ähnliches zu essen. Ich fragte an der Rezeption des Hostels, nach einem guten mexikanischen Restaurant und mir wurde “3 Amigos” empfohlen, welches nur zwei Blocks entfernt war. Generell gab es in dieser Straße die verschiedensten Restaurants. Ich ging also zu “3 Amigos” und wurde, wie es in Amerika üblich ist, an einem Tisch platziert. Der Service in den Restaurants ist echt um Klassen besser als in Deutschland. Kurz nachdem ich bestellt hatte, bekam ich erstmal ein Glas Eiswasser und eine Schale Nachos mit einem superleckeren Dip. Da Fajitas gerade im Angebot waren, habe ich ein Chicken Fajita bestellt. Man bekommt einige Hühnerstreifen und frisches, gegartes Gemüse auf einer heißen Platte serviert. Dazu gibt es noch verschiedene Dips. In einem Extratopf bekommt man Tortillas (dünne, nexikanische Fladenbrote), die beliebig mit den Zutaten und Dips gefüllt und dann gegessen werden. Ich muss sagen, dass das Essen wirklich genial geschmeckt hat und bis jetzt das wahrscheinlich beste der Reise war.

Nach dieser Stärkung habe ich mich dann zum Mont Royal aufgemacht. Dabei bin ich über den Campus der Universität gegangen, der echt groß und echt schön ist. Als ich am Berg ankam fühlte ich mich fit und entschied daher, bei der Besteigung auf Flaschensauerstoff zu verzichten. Bereits nach kurzer Zeit bereute ich diese Entscheidung. Die Luft in der zunehmenden Höhe setzte mir doch arg zu und ich wurde ein wenig kurzatmig. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass das an mangelnder Fitness liegen könnte. Die Einheimische Bevölkerung scheint sich bereits sehr gut an die Höhe angepasst zu haben, da ich sogar einige gesehen habe, die den Berg hochgejoggt sind. Zu allem Übel hatte ich auch noch vergessen, einen Sherpa zu engagieren, der meine Kamera trägt. Der Aufstieg verlief über eine Treppe bei deren Anblick Felix Magath vor Freude die Tränen in die Augen geschossen wären. Zum Glück ist irgendjemand auf die Kluge Idee gekommen, auf dem Weg zum Gipfel ein Höhenlager mit einer Aussichtsplattform und einem Chalet zu errichten. Von der Aussichtsplattform hat man wirklich einen schönen Blick über die gesamte Innenstadt. Das Chalet macht schon einen ganz schön protzigen Eindruck, sodass ich ein edles Restaurant oder etwas Ähnliches darin erwartet hätte, also bin ich erwartungsvoll reingegangen und was habe ich gesehen? Genau, nichts! Es war einfach mal rein gar nichts außer eine Garderobe (wofür das denn?), Toiletten (auch sinnlos, da in dieser Höhe die Verdauung sowieso aussetzt) und Getränkeautomaten (echt mal sinnvoll). Ich habe mir also erstmal eine Cola gekauft (das machen die am Everest auch so, denke ich) und habe dann den anstrengenden Weg zum Gipfel mit dem Gipfelkreuz fortgesetzt. Auch auf dem Weg dorthin kamen mir wieder einige (wahrscheinlich gentechnisch veränderte) Jogger entgegen. Ich bin aber nicht sicher, ob jemals einer von denen auch wirklich den Gipfel erreicht hat. Ich muss nochmal irgendwo anrufen und fragen, ob mir vielleicht doch die Erstbesteigung gelungen ist. Ich habe dann erstmal das schöne und mit Glühbirnen beleuchtete Gipfelkreuz (ok, das spricht vielleicht gegen eine Erstbesteigung) fotografiert und mich dann an den Abstieg gemacht. Zum Glück geht es runter einfacher als rauf und als ich unten ankam, habe ich mich nach der ganzen Anstrengung auch erstmal zur nächsten U-Bahn-Station begeben und bin zurück zum Hostel gefahren, wo ich dann auch einen ruhigen Abend und sogar eine ungestörte (die Japanerin war abgereist) Nacht verbracht habe.

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