Nantucket – Tag 2

Endlich Urlaub.

Heute war erstmal ausschlafen angesagt. Als ich gegen 10 Uhr aufgestanden bin, war Erik allerdings immernoch da und am Frühstücken. Sie hatten es doch nicht ganz so früh zum Fischen geschafft wie sie eigentlich wollten. Er verließ dann aber bald das Haus. Vorher hatte ich ihn gefragt, zu welchem Strand ich am besten fahren könnte, um mich ein wenig zu entspannen. Er meinte Surfers Paradise sei der wohl beste Strand der Insel, somit aber natürlich auch von vielen Touristen bevölkert. Er sagte mir jedoch, wo ich eine schöne Ecke finden kann, in der nicht so viel los ist. Das ist der Vorteil am Couchsurfing: Mal davon abgesehen, dass man nichts für die Übernachtung zahlt und nen Haufen interessanter Leute kennenlernt, sind diese auch immer ortskundig. Als ich ihn fragte wo ich mir ein Fahrrad leihen könnte, meinte er, ich könne auch sein Fahrrad nehmen. Super cool, wieder Geld gespart.

Statt direkt zum Strand bin ich jedoch erstmal in den Ort gefahren, um mir diesen noch etwas genauer anzuschauen. Ich bin zuerst zum Yachthafen gegangen und habe die Yachten bestaunt. Da waren schon ganz schön große Dinger dabei. Dann habe ich mir noch ein wenig die Geschäfte und die Leute angeschaut. Man kann der Insel förmlich ansehen, dass dort viele Leute mit Geld verkehren. Es gibt Geschäfte aller möglichen teuren Marken und viele Leute, die ebensolche Klamotten tragen. Ich habe dann in der Nähe des Hafens eine Juice Bar entdeckt und da ich nach dem ganzen Wasser mal wieder Bock auf irgendwas mit Geschmack. Ich habe mir also einen Smoothie bestellt. Ein Smoothie sind viele verschiedene Früchte, die zusammen mit wahlweise Eis oder Joghurt zu einer Art Shake gemixt werden. Ich habe mich für Joghurt entschieden und muss sagen, dass war wirklich der beste Smoothie, den ich jemals getrunken habe. Super erfrischend und lecker bei dem heißen Wetter. War zwar mit 7,25 $ nicht ganz billig aber für Nantucket Verhältnisse wohl noch in Ordnung und auf jeden Fall jeden Cent wert.

Nach der kleinen Besichtigungstour durch die Stadt bin ich dann zurück zu Eriks Haus gefahren und habe die Sachen für den Strand eingepackt. Schon ein paar Tage vorher hatte ich festgestellt, dass ich meine Badehose vergessen habe. Ich habe also meine Kamera, mein übergroßes Handtuch, welches ich eigentlich fast nie brauche, da es fast immer Handtücher in den Hostels gibt und mein Buch eingepackt und habe mich auf den Weg zum Strand gemacht. Der Strand war ungefähr genauso weit von Eriks Haus entfernt wie der Ort, allerdings auf der anderen Seite der Insel. Der Strand ist dem offenen Meer zugewandt, weswegen es dort auch die höheren Wellen gibt. Daher wohl auch der Name Surfers Paradise. Das ist jedoch arg übertrieben. Vielleicht habe ich einfach einen schlechten Tag zum Surfen erwischt, aber die Wellen waren klein und sind auch erst direkt am Strand gebrochen. Zum Herumliegen und Baden war der Strand jedoch super. Der Sand war puderfein und es war noch nicht zu voll, da ich schon zur Mittagszeit am Strand war und viele Touristen wohl erst am Nachmittag zum Strand gehen. Ich habe also ein bisschen am Strand relaxt, mein Buch gelesen und bin sogar mal bis zu den Knien ins Wasser gegangen. Zu meiner Überraschung war der Atlantik gar nicht mal sooo kalt. In dem Moment kam natürlich eine größere Welle und hat meine komplette kurze Hose nass gemacht, war aber bei 27 Grad Celsius und strahlendem Sonnenschein nicht ganz so schlimm und ist auch schnell wieder getrocknet.

Nachdem ich einige Zeit am Strand verbracht hatte, machte ich mich wieder zu Eriks Haus auf, wo ich seinen Bruder traf. Den habe ich dann auch gleich mal gefragt, wo ich einen Supermarkt finden kann, da ich noch Wasser kaufen wollte. Er erklärte mir den Weg zu einem Supermarkt in der Nähe. Zuerst fuhr ich jedoch in die Stadt, um etwas zu essen. Ich fand einen kleinen Imbiss, an dem viele Leute standen und habe mir erstmal einen leckeren Quarterpounder with Cheese gegönnt. Dann bin ich zurück zu Eriks Haus und zum Supermarkt gefahren, um Wasser zu kaufen. In dem Supermarkt ging eher die lokale Bevölkerung einkaufen, sodass die Preise auch gleich viel erträglicher waren als im Ort selbst. Kurz nachdem ich wieder bei Eriks Haus angekommen war kam er auch zurück und wir unterhielten uns noch ein wenig. Es ist schon sehr interessant, dass viele Amerikaner nicht allzu viel von ihrer Regierung halten und ihr auch nicht wirklich trauen. Insgesamt hatte Erik sogar eher europäische Ansichten und hat sich über die Einstellung der “Rednecks” im mittleren Westen lustig gemacht. Das mag aber auch daran liegen, dass er in Massachussets wohnt.

Da mein Plan war, bereits am morgigen Nachmittag wieder abzureisen und nach Boston zurückzukehren war es also bereits mein letzter Abend auf Nantucket und somit auch meine letzte Möglichkeit Hummer zu essen, was ich auf Nantucket unbedingt machen wollte. Das sagte ich Erik auch und er rief bei einem bekannten Fischhändler an, um zu fragen ob dieser einen frischen Hummer auf Lager hat. Der Händler wollte in 40 Minuten zurückrufen. Als ich ihm erzählte, dass Hummer in Deutschland sauteuer ist, sagte er mir, dass er ihn für fünf bis sieben Dollar frisch gefangen vom Boot kaufen könne. Sein Bruder meinte sogar, ich sollte mal zu den Sternerestaurants in Deutschland gehen und sagen, dass ich nen guten Kontakt für Hummer in Nantucket hätte. Er wollte mir dann welche mit FedEx rüberschicken. Er meinte bis auf nen Jetlag müssten die wohl noch in Ordnung sein, wenn die in Deutschland ankämen.

Noch bevor der Fischhändler zurückgerufen hatte meldeten sich ein paar Spanierinnen, die bereits Eriks Gäste gewesen waren und jetzt auf Nantucket am arbeiten waren. Soweit ich das verstanden habe als Putzfrauen für die Ferienhäuser der reichen Amerikaner. Sie wollten an diesem Abend das erste mal auf Nantucket ausgehen. Also überwarfen wir den Plan, einen Hummer zu kaufen und ihn bei Erik zu kaufen und entschieden, auswärts essen zu gehen. Als kleines Dankeschön lud ich Erik zum Essen ein. Die zwei Spanierinnen kamen bei Erik vorbei und wollten sich zuerst den Sonnenuntergang anschauen. Da im Auto nicht genug Platz für alle war, habe ich mich einfach auf ein paar Kissen auf die Ladefläche von Eriks (geschlossenem) Pick-Up gelegt und wir sind zu einem Ende der Insel gefahren. Der Sonnenuntergang war wirklich schön und ich Idiot hab meine Kamera vergessen. Naja, was soll’s… Danach sind wir dann noch eine dritte Spanier abholen gefahren und nein, sie musste nicht mit mir auf der Ladefläche liegen, ich habe von Anfang an netterweise eine Platz für sie im Auto gelassen. Außerdem war es auf der Ladefläche auch recht bequem, falls jetzt jemand fragen will, warum ich das erste Stück nicht im Auto mitgefahren bin.

Nachdem wir nun komplett waren fuhren wir in den Ort, um ein Restaurant zu suchen, in dem es Hummer aber auch noch gutes anderes Essen gab. Bei der ersten Adresse war zwar angeblich der Hummer gut und nicht allzu teuer, aber das übrige Essen war echt teuer. Die Mädels kannten aber einen Laden, in dem das Essen gut und günstiger war und wo es auch Hummer gab, also gingen wir dorthin. Ich bestellte dann natürlich auch den Hummer, der mit Pommes und Coleslaw  serviert wird. Dazu gibt es ein Schälchen mit warmer, ausgelassener Butter, in die das Fleisch getaucht wird. Man bekommt den Hummer als ganzes Tier auf dem Teller serviert. In meinem Fall war er auch überbaupt nicht vorbereitet. Manchmal wird schon vom Koch der Schwanz der Länge nach geteilt oder sonstiges, aber mein Hummer war unversehrt. Ich muss schon sagen: Die Dinger sehen echt mal eigentümlich aus. Ich machte mich also mit meinem Werkzeug, das aussieht wie ein Nussknacker, daran, die Schale aufzubrechen und mit einer speziellen, sehr kleinen Gabel das Fleisch herauszuholen. Ich begann mit den Scheren und muss schon sagen, dass das Fleisch einen wirklich einzigartigen Geschmack. Es ist weißes und relativ bissfestes Fleisch, welches fast gar nicht nach Fisch schmeckt, sondern ein eher süßliches Aroma hat. Zusammen mit der Butter schmeckt das wirklich gut. So arbeitete ich mich langsam immef weiter vor und frage Erik ab und zu zur Sicherheit mal, ob man dieses oder jenes Teil auch essen kann. In seinem Rumof hat der Hummer dunkles, bräunliches Fleisch, von dem Erik meinte, es sei das Beste und einige Leute würden es trotzdem nicht essen. Es hat auch einen etwas anderen Geschmack, aber mir schmeckte das weiße Fleisch aus den Scheren besser. Ich war überrascht, wie viel Fleisch in einem solchen Hummer steckt und war bald auch schon nahezu satt. Da Erik nach seinem Essen immmer noch Hunger hatte, und ich schon satt war, überließ ich ihm noch den Schwanz des Hummers. Nicht nur der Hummer, sondern auch das Essen der anderen sah sehr gut aus. Dazu tranken wir ein örtliches Bier, welches auch gut schmeckte. Als wir mit dem Essen fertig waren, kam die Rechnung und Erik fing sofort an auszurechnen, wie viel 20% des Rechnngsbetrages sind, damit wir auch ja nicht zu wenig Trinkgeld geben. Bei einem Essen mit fünf Personen inklusive Getränken kommt dann natürlich auch einiges an Trinkgeld zusammen, aber das ist hier echt Standard, um die 20% Trinkgeld zu geben, da die Kellner nicht sonderlich gut verdienen und mehr oder weniger auch vom Trinkgeld leben.

Nach dem essen wollte Erik dann noch mit uns in eine Bar fahren, in der die Band eines Freundes von ihm spielte. Als wir dort ankamen, mussten wir allerdings feststellen, dass die Band nicht dort war. Da ich mittlerweile todmüde war und die Bar genau nebem dem Supermarkt lag, in dem ich am Nachmittag bereits war und ich somit den Weg zu Eriks Haus kannte, verabschiedete ich mich von den anderen und machte mich alleine, zu Fuß auf den Weg zu Eriks Haus. Als ich so durch die völlig verlassene und nicht allzu vertrauenerweckende Nachbarschaft lief und bei jedem vorbeifahrenden Auto befürchtete, eventuell Opfer eines Drive by Shootings zu werden, stellte ich fest, dass es nicht so ne riesen Idee war, alleine loszugehen. Ich war auf jeden Fall froh, als ich bei Eriks Haus ankam, wo ich noch duschte und mich dann ins Bett legte. Insgesamt war dann doch wieder einiges passiert an meinem Urlaubstag.

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