Hope

Heute haben wir unseren Mietwagen für die nächsten drei Wochen bekommen.

Wir sind sogar einigermaßen zeitig aufgestanden, um pünktlich um 11 Uhr am Flughafen zu sein und den Mietwagen entgegenzunehmen. Mit der Hostelübernachtung haben wir auch einen Gutschein für eine Ermäßigung auf das Frühstück in der benachbarten Bäckerei bekommen und da es da echt gut aussah, haben wir uns erstmal Rührei mit Speck und Toast gegönnt. Also mal ein echt amerikanisches Frühstück. Sogar das erste Mal, dass ich Bacon & Eggs hatte, seit Beginn meiner Reise. Nach diesem wirklich guten Frühstück sind wir dann mit der Bahn zum Flughafen gefahren.

Die Übernahme des Mietwagens verlief total problemlos und der Mitarbeiter von Alamo hat sogar darauf verzichtet, uns die ganzen völlig unnötigen Zusatzversicherungen andrehen zu wollen. Unser Mietwagen ist ein Kia Forte (hatte ich vorher auch noch nie gesehen). Irgendwie ein ganz normales, relativ langweiliges Auto. Klimaanlage, Allradantrieb und Automatik… Naja, n Auto halt. Das Foto im Anhang ist übrigens sogar aktuell (aufgenommen im Wells Gray Provincial Park, in dem wir gerade sind). Das Auto hatte auch erst ca. 2900 km auf dem Tacho. Mittlerweile sind es auch ca. 4000 km mehr und das Auto sieht auch nicht mehr ganz so gut aus wie am Anfang.

Da wir nochmal kurz den kostenlosen Internetzugang des Flughafens ausnutzen wollten, haben wir unser Gepäck ins Auto gepackt und sind noch einmal zum Flughafen gegangen, um uns zu Hause zu melden. Da uns beiden Vancouver nicht so toll gefällt, haben wir uns dann auch gleich auf den Weg gemacht. Wir haben uns auf der Karte eine grobe Route zu den Nationalparks im Landesinneren gesucht, die wir besuchen wollten und sind dann losgefahren.

Als wir bereits ein Stück aus Vancouver raus waren, haben wir eine Mall mit einem großen Supermarkt und einem Baumarkt gefunden und uns gleich mit dem Nötigsten – einer Kühlbox, Eis und einem 24er Pack Cola – ausgestattet. Zudem haben wir uns auch einen supergeilen Gaskocher gekauft, der mega gut funktioniert und echt wenig Gas verbraucht. Für 20 $ war das Ding echt ein Schnäppchen. Dazu haben wir uns noch einen Wok und Geschirr, Besteck und alles Weitere, Nötige gekauft. Hört sich easy an, aber wir sind gefühlte 1000 mal zwischen dem Baumarkt und dem Supermarkt hin und her gelaufen bis wir alles zusammen hatten.

Danach sind wir weitergefahren und haben uns erstmal gewundert, wie gut die kanadischen Straßen ausgebaut sind. Es gibt hier zwar nicht allzu viele Straßen, aber dafür sind die meisten echt gut ausgebaut. Nach einer Weile war es uns allerdings zu langweilig, die ganze Zeit auf dem Trans Canada Highway zu fahren und wir haben daher am Navi eingestellt, dass wir Autobahnen vermeiden möchten. Danach wurden wir über Nebenstraßen geschickt, auf denen man fast genau so schnell vorankam wie auf dem Highway aber wesentlich mehr von der schönen Landschaft sehen konnte.

Unser erster Stopp war Hope. Hier war auch alles voll Motels und so haben wir erstmal angefangen, alle abzuklappern und nach den Preisen zu fragen. Dabei sind mir direkt mal zwei Sachen aufgefallen: 1. Das Motelgeschäft ist fest in der Hand der chinesischen Mafia. 2. Man kann den Motels ihren Preis ansehen und riechen. Die Motels, in denen es gestunken hat, waren echt mal billiger. Also sind wir ne Zeit lang rumgefahren und haben alle Preise abgecheckt. Wir waren auch mal beim Zeltplatz der Stadt und haben da erfahren, dass eine Übernachtung im Zelt für zwei Personen 17,50 $ kostet. Damit stand dann auch unser Entschluss fest, uns sehr bald ein Zelt zuzulegen.

Irgendwann sind wir dann auch mal darauf gekommen, bei den Preisen zu feilschen und siehe da: 10% sitzen fast immer drin. Das letzte Motel, bei dem wir waren warb sogar damit, den besten Preis der Stadt zu haben. Der Chinese an der Rezeption (was für ein Wunder…) war jedoch längst nicht der Billigste. Als wir ihm erzählt haben, dass es der Chinese auf der anderen Straßenseite (passenderweise im Swiss Chalet) für 65 $ macht (was natürlich auch nicht ganz die Wahrheit war), ging es auf einmal auch für 60 $ und wir hatten unser Zimmer für die Nacht gefunden. Das Zimmer war nicht schlecht: Simpel, aber sauber. Was wir noch nicht wussten war, dass dieses Zimmer bis heute unser billigstes Motelzimmer bleiben sollte.

Da es schon relativ spät war und wir ja jetzt einen geilen Gaskocher hatten, wollten wir uns ein Abendessen kochen. Die Wahl fiel auf Hähnchenbrust mit Gemüse aus dem Wok. Also haben wir alle Zutaten im örtlichen Supermarkt gekauft (nachdem wir ihn endlich gefunden hatten) und noch ein paar Bier im Liquor Store. Hier wird Alkohol nämlich in separaten Läden verkauft, zu denen nur Erwachsene Zutritt haben, um die Kinder vorm bösen Alkohol zu schützen. Also rennen die Erwachsenen reihenweise mit ominösen Plastiktüten aus diesen Läden und niemand kann erraten, was die da gerade wohl gekauft haben…

Bei einer kleinen Rundfahrt durch die Stadt (ja, wir gucken uns die Städte jetzt auf die amerikanische Art und Weise an), hatten wir einen kleinen Sandweg zum Fluss entdeckt und wollten dort das Abendessen kochen. Das war die erste von einigen Fehlentscheidungen was das Abendessen anging. Da wir zwar Campingstühle aber keinen Tisch hatten, mussten wir den Kocher in den Sand stellen… Da wir auch keine Schneidebrett hatten, mussten wir das Gemüse auf dem Deckel der Kühlbox waschen, was es auch nicht gerade unsandiger machte. Statt dann wenigstens mal die Hähnchenbrust zuerst im Wok anzubraten, haben wir das Gemüse reingeworfen und später das Fleisch dazugegeben: Zweite Fehlentscheidung. Bis das Fleisch gar war, war das Gemüse natürlich total verkocht bzw. angebrannt. Zudem hatten wir vergessen, Gewürze zu besorgen (dritte Fehlentscheidung/Versagen), sodass wir alles ungesalzen essen mussten und es einfach mal nach gar nichts geschmeckt hat und dazu auch noch sandig war.Nachdem das Kochen also total in die Hose gegangen war, haben wir noch ein paar Bierchen getrunken, wofür der Ort dann schon besser geeignet war.

Mittlerweile waren wir auch mitten im Bärgebiet angekommen. Überall stehen Schilder und es wird davor gewarnt, Müll oder Tierfutter offen draußen stehen zu lassen, da die Bären dadurch angelockt werden. Es gibt spezielle Mülleimer, die die Bären nicht öffnen können, sodass sie sich gar nicht erst an menschliche Nahrung gewöhnen können. Zudem gibt es Aushänge, wie man sich benehmen soll, wenn man einem Bären begegnet. Für alle, die mal in diese Verlegenheit kommen: Nicht in Panik geraten und niemals (!) wegrennen. Den Bären anschauen, aber nicht anstarren. Ruhig auf den Bären einreden und sich langsam zurückziehen, dabei aber weiterhin in seine Richtung sehen. Nach diesen ganzen Hinweisen macht sich dann doch eine gewisse Bäronoia breit über die ich aus heutiger Sicht und wenn ich mir überlege, wo wir bis jetzt überall übernachtet haben nur lachen kann. Ein Bär würde sich wohl kaum überlegen, so weit in eine Siedlung vorzudringen, da sich die Leute, was den Müll angeht, auch gut an die Hinweise halten. Es sollte auch noch einige Zeit dauern, bis wir unseren ersten Bären sehen sollten.

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